Kandestederne | 13.08.2018 | Farblos

T20180813




1 | Sandfarben. So sagt man, wenn man sich zwischen Beige und Grau oder Gelb und Rosa nicht entscheiden mag. Eine Verlegenheitslösung. Denn Sand hat keine eigene Farbe. Nicht einmal ein einzelnes Sandkorn hat eine bestimmte Farbe. Sand ist eine unstete Farbmischung. Morgens gelb und an einem sonnigen Herbstmorgen im Norden noch gelber. Mittags weißer, im Süden noch weißer. Abends abendlich. Oder ganz anders, Wasserspielend, Schweinchenrosa, Wolkengrauen. Und samt und sonders sind Saharasand, Lanzarotesand, Malesand alles nur Gerüchte, Projektionen, Trugbilder. Sand ist keine Farbe. Sand hat keine Farbe. Sand ist Sand im Auge des Betrachters.


2 | Mit diesen Gedanken liege ich am Strand. Ich versuche ein einzelnes Sandkorn zu fokussieren, was mir schwer fällt, die Augen lassen merklich nach. Dann versuche ich es mit einem etwas größeren Korn. Aber ist das noch ein Sandkorn oder ist es ein sehr kleines Steinchen, was ich da in den Blick nehme? Ab welcher Größe wird aus einem Sandkorn ein Steinchen? Wären es viele solcher großen Körner, wäre der Fall klar: Es handelt sich um groben Sand im Unterschied zu feinem Sand. Aber so, vereinzelt, ein Korn groben Sandes zwischen feinem Sand? Sand im Getriebe meiner Gedanken. Sandfarben, tagträume ich, eine Verlegenheitslösung, wie hautfarben. Nicht Weiß und nicht Rosa. Und Schwarz nicht.


Aktualisiert: 31.12.2018




Referenzen:

Liste: Ästhetik

Liste: Hulsig

Liste: Reisen und Orte


Druckversion    Erleichterte Leseversion